„Willst du das wirklich? Wie willst du leben?“ – wann haben Sie sich diese Fragen das letzte Mal gestellt. Bei mir war es eine gesundheitliche Krise und eine satte Unzufriedenheit mit meinem Job, die mich mein Leben hinterfragen ließ.
Ich arbeitete 80 Stunden in der Woche, aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl: Der Markt bewegt sich so schnell und verändert sich dramatisch – doch die Organisation ist träge und kann nicht Schritt halten. Ich war mehr mit Administration beschäftigt, als mit meiner wirklichen Aufgabe. Verrichtete quasi sinnfreie Arbeit. Ich sagte mir also: „Das kann es nicht sein!“ Alles war so fest gefügt, alles so starr. Mein eigenes Sicherheitsbedürfnis ließ mir keine Luft. Ich fühlte mich wie in einem Korsett eingeklemmt.
Ich habe nach 27 Jahren gekündigt und mich auf das besonnen, was für mich Sinn macht: Mich als Organisationsentwicklerin und Beraterin selbstständig zu machen und als Kennerin der Baubranche meine Kunden in ihrer Kommunikation zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, ihre Potenziale zu entdecken, mit ihnen zusammen Projekte zu entwickeln und zu realisieren. Als Unternehmerin mein Unternehmen so zu organisieren, dass ich nicht in der Tretmühle lande und die Freiheit habe, zu reisen.
Heute denke ich: Ich lass mich nicht mehr in ein Korsett zwingen. Denn das Leben ist immer „under construction“ – also baue ich für mich an einem Leben, das mich sagen lässt: Oh ja, genauso will ich das!
Mit Schornsteinen kann jemand Geld verdienen?
Als ich damals als Auszubildende in einem Unternehmen begann, das Schornsteine herstellt, war mir nicht klar, was alles an so einem Schornstein an Know-how dran ist und welche Möglichkeiten es gibt. Ich fragte mich allen Ernstes: Mit Schornsteinen kann jemand Geld verdienen?
Ich habe in den 27 Jahren im Unternehmen so viel über die Möglichkeiten, welche die Verbrennungstechnik, die Abgastechnik bietet, gelernt. Ich habe, weil das Unternehmen so breit aufgestellt war und fast alles, was für Immobilien hergestellt werden kann, auch herstellte (u.a. Fertigkeller und auch Fertigrohbauten für Privat und Gewerbe), so viel über das Bauen erfahren.
Ich habe so viel für mich selbst gelernt: In meiner Arbeit mit Key-Account-Kunden, im Vertriebsinnendienst, als einzige Frau im Vertriebsaußendienst und später im Management als Vertriebsleiterin, im Projektmanagement und in der Unternehmensentwicklung.
Heute würde ich sagen: Ich habe die Baubranche im Blut, das ist meine DNA, deswegen konzentriere ich mich als Organisationsentwicklerin und Beraterin auf diese Branche. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, Bauen ganzheitlich zu sehen: Der Schornstein steht innen, er geht durch Wände, er geht durch Decken, er geht durchs Dach. Innen und Außen – alle Gewerke sind beteiligt, und alle müssen Hand in Hand arbeiten, miteinander reden, damit was Gescheites draus wird.
Wenn etwas mit Liebe gemacht wird, das triggert mich.
Dieser Sound. Ein Saxofon packt mich einfach. Und dann noch eine tolle Stimme dazu. Ein Schlagzeug. Und das Ganze live. Da bekomme ich eine Gänsehaut. Das kann in der Fußgängerzone sein oder auch wenn ich eine Band samt Saxofonist für einen Event buche, wie einmal für eine Aftershow Party bei der Baumesse: Berühmtheit zählt nicht. Was mich antriggert, ist die Leidenschaft beim Tun, wenn etwas mit Liebe gemacht wird.
Der Hof meiner Eltern: eine gute Schule.
Auf einem Bauernhof aufzuwachsen, war prägend: So in der Natur, mit den Tieren, … Sehr idyllisch. Dann aber auch: Raus aufs Feld, rein in den Stall, rauf auf den Trecker und den Mistkarren anspannen. Es war klar: Die ganze Familie muss bei den Arbeiten anpacken. Wir wurden nicht lange gefragt. Und vielleicht juckt es mich deswegen heute so schnell in den Fingern, wenn ich das Gefühl habe, etwas geht nicht vorwärts, das bringt nichts … – dann will ich was bewegen.
Was ich auf dem Hof auch gelernt habe: Wie schnell sich alles ändern kann. Ein Hagelschauer – und das war es mit der Ernte. Nur ein wenig länger Trockenheit oder zu viel Regen … So erlebte ich, wie wichtig es ist, aufmerksam zu sein, immer damit zu rechnen, dass sich die Wetterlage ändern kann. Ich erlebte aber auch, dass sich meine Eltern für mich ein sicheres Leben in einem sicheren Job wünschten, ohne Wetterabhängigkeit. Beide Seiten haben mich geprägt. Eine gute Schule.
Niemals vor einem Termin in eine Buchhandlung!
Wenn ich in einer Buchhandlung bin, dann vergesse ich die Zeit. Ich lasse mich gerne in diesem Büchermeer treiben. Ich bin so neugierig und wissenshungrig, bei jedem Schritt, bei jedem neuen Regal gibt es etwas zu entdecken – hier ein Sachbuch, dessen Titel ich spannend finden, dort eine neue Biographie, um die Ecke eine neue Reisereportage, ein Thriller, ein neuer Krimi. Vor einem Kundentermin darf ich in keine Buchhandlung gehen.
Mit den Schornsteinfegern auf guter Mission!
Als Kind vom Bauernhof habe ich gelernt, alles zu fahren, was Räder hat: Von der Schubkarre bis zum Trecker. Mit 16 bin ich mit der Achtziger über die Dörfer geheizt. Später bin ich auf größere Motorräder umgestiegen (Streetfighter, für eine Enduro bin ich zu kurz geraten).
Heute lasse ich es aber ruhiger angehen. Ich habe das Fahrradfahren und Trekking für mich entdeckt. Meist easy going im Gelände mit dem Mountainbike. Oder gemütlich mit dem Trekkingrad über die Felder.
Von 2014 an war ich aber auch einige Male auf Glückstour: einer Benefits-Tausend-Kilometer-Tour mit dem Rennrad, die jährlich von dem Verein „Glückstour – Schornsteinfeger helfen krebskranken Kindern e.V.“ veranstaltet wird. Eine tolle Sache, die ich, auch wenn ich aktuell nicht mehr selbst mit dem Rad dabei bin, mit Rat und Tat gerne unterstütze.
Rucksack auf, Flugmodus an!
Reise ich, dann low budget und mit Rucksack. Ich buche Hin- und Rückflug und für die ersten beiden Nächte ein Hotel am Ankunftsort, um mich orientieren zu können. Im Flugzeug habe ich den Reiseführer gelesen. Sehenswürdigkeiten sehe ich mir an. Aber vor allem interessiere und begeistere ich mich für Menschen, andere Kulturen, Kommunikation. Und auch für die Möglichkeiten vor Ort zu helfen. Das kann sich zufällig ergeben: wie damals in Kambodscha, als ich an einen Ort kam, wo ein Fluss über die Ufer getreten war und einige Häuser weggespült hatte und ich geholfen habe, aufzuräumen und wieder aufzubauen. Das kann gezielt sein, wie meine Reise nach Nepal, wo ich einer NGO geholfen habe, etwas gegen „kochen am offenen Feuer“ zu tun, die Jahr für Jahr Leib und Leben vieler Menschen gefährden.
Bin ich auf Reisen, dann bleibt das Handy aus. Flugmodus. Ich bin gerne nicht erreichbar. Damit meine Familie weiß, wo ich bin, schicke ich in verabredeten Abständen eine SMS mit meinem Aufenthaltsort und der Adresse eines Ansprechpartners: Anfangs ist es nicht immer einfach, der Versuchung zu widerstehen, mal eben die Mails zu checken … Vor allem auch, weil Sie in der Sahara oder in Nepal zum Teil besseren Empfang haben, als bei uns um die Ecke.
Wenn die Sonne aufgeht…
Ich bin definitiv ein Frühaufsteher. Diesen Moment genieße ich einfach: wenn der Tag erwacht. Ob ich zuhause bin mit einer Tasse Kaffee in der Hand oder in Marrakesch an einem Minztee nippend über die Dachterrassen blicke. Wenn es für mich goldene Momente gibt, dann um diese Uhrzeit. Die Erinnerung an solche Augenblicke, an die Farben der Sahara, wenn die Sonne über den Sanddünen erscheint, an Mumbai, an den Himalaya im Morgenrot, sind so kostbar. Warum das verpassen?